
Ernst Gamperl, ein Meister des U-tsu-wa
U-tsu-wa ist ein mehrdeutiger Begriff, der im japanischen Alltag sehr gebräuchlich ist. Er steht für Gefäß, Hohlraum, Leere und Universum. Im übertragenen Sinn auch für Persönlichkeit. Der japanische Begriff charakterisiert in vielfacher Weise das Oeuvre von Ernst Gamperl, der in jahrzehntelanger Arbeit Methoden entwickelt hat, auf der Drechselbank auch große Baumstämme in millimeterdünne Hüllen zu verwandeln.
Ernst Gamperl hat ursprünglich Schreiner gelernt und dabei schon früh das Drechseln entdeckt. Als ehemaliger Extremsportler konnte er allerdings nicht der Versuchung widerstehen, diese Technik sehr rasch bis an ihre Grenzen auszureizen. Seine extrem dünnwandigen Schalen und formstarken Gefäße haben schon früh internationales Aufsehen erregt. Durch die ebenso einfühlsame wie handwerklich konsequente Auseinandersetzung mit dem Material Holz – bevorzugt Eiche – hat er entdeckt, dass Objekte aus frischem Holz nach dem radikalen Aushöhlen auf der Drechselbank einen schwer kalkulierbaren, völlig eigenständigen (Ver-)Formungsprozess generieren, der sie zu wesenhaften Gestalten werden lässt. Fehler im Ausgangsmaterial werden bewusst einbezogen. Seine neuesten, mannshohen Arbeiten in der Ambivalenz von Autonomie und Verletzlichkeit dürfen gleichermaßen als handwerkliche wie als künstlerische Sensation gewertet werden. Nicht selten haben seine Gefäße deutliche, klaffende Risse, die mit Schwalbenschwänzen für jedermann sichtbar überbrückt und zusammengehalten werden. Wenn künstlerische Aussagen Betrachter zu berühren vermögen, dann sind es sicher solch offensichtliche Momente des scheinbar Unperfekten, Verletzlichen.
Ernst Gamperl - Ein Meister des U-tsu-wa. Demnächst bei uns im Kino. Tickets hier.